Call for Paper

Visualisierung sozialer Netzwerke

Frühjahrstagung der AG i.Gr. „Netzwerkforschung“ in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, in Zusammenarbeit mit dem Sfb 536 „Reflexive Modernisierung“,

1./2. Mai 2009, München

Komplexe soziale Systeme lassen sich heute nur begreifen, indem man sie (auch) als Netz­werke versteht und untersucht. Dabei finden sich heute in allen Phasen des Forschungs­prozesses visuelle Darstellungen von sozialen Netzwerken: Das fängt nicht erst bei der Darstellung, Präsentation und Vermittlung von Forschungs­ergebnissen an, sondern beginnt schon bei der Erhebung von Netzwerken mit Hilfe von Netzwerkkarten, -zeichnungen und ‑diagrammen. Vor allem sind Visualisierungen auch ein wichtiges Instrument bei der Exploration und Datenanalyse.

Obgleich die Visualisierung sozialer Netzwerke zum Alltag der Netzwerk­forsche­rInnen gehört, wird ihre Rolle in der Forschungspraxis und ihr Einfluss auf den Erkenntnis­prozess selten explizit thematisiert oder gar problematisiert. Hinzu kommt, dass mit neuen Softwarelösungen auch Standards in der Darstellung von Netzwerken gesetzt werden, welche die allgemeine Vorstellung von Netzwerken prägen.

Den Potentialen und Grenzen von visuellen Darstellungen bei der Unter­suchung sozialer Netzwerke möchten wir im Rahmen der Tagung genauer nachgehen. Thema sind Netzwerk­visualisie­run­gen und die Rolle bildgebender Verfahren im gesamten For­schungs­prozess: von der Daten­­­erhebung über die Unterstützung bei der Auswertung bis zur Präsentation von For­schungs­­ergebnissen. Der Fokus auf die visuellen Darstellungsformen als Analysemittel komplexer Strukturen bietet die Chance einer reflexiven Thematisierung der Praxis der Netzwerkforschung. Die Tagung ist explizit interdisziplinär angelegt und soll den (gerne auch kontro­versen!) Austausch und die kritische Diskussion zwischen Visualisierungs­anwendern, -entwicklern und -rezipienten anregen.

Fragen, die behandelt werden sollen, sind:

- Forschungspraxis – Reflexion. Willkommen sind Beiträge aus der Forschungspraxis, bei der die Arbeit mit visuellen Darstellungen von Netzwerken vorgestellt, problematisiert und kri­tisch reflektiert wird. Welche Vorgehensweisen gibt es überhaupt? Welche Rolle spielen Visu­a­li­sierungen sozialer Netzwerke im Forschungsprozess, bei der Datenerhebung, -analyse und Ergebnis­präsentation?

- Qualitäts-Standards der Visualisierung. Erwünscht sind Beiträge zur Qualität und den Standards von Netzwerkvisualisierungen: Wie soll man Bilder von Netzwerken einschätzen? Welche Erfahrungen gibt es? Welche Standards sind möglich, sinnvoll, notwendig? Können Netzwerkvisualisierungen (durch stärkere Formalisierung) besser vergleichbar werden? Droht eine schleichende Formalisierung der Geistes- und Kultur­wissen­schaften über den (leichtfertigen) Gebrauch von Visualisierungen? Was wird von der Community (an Darstellungs­möglichkeiten, Transparenz) gewünscht?

- Was machen Bilder? Macht der Bilder. Füllen Netzwerkvisualisierungen eine "epistemische Leerstelle" oder geben sie "nur" eine neue Perspektive der Darstellung von Inhalten? Welche Macht kommt dem Bild und seiner Sichtbarkeit zu? Welche Möglichkeiten, welche Beschrän­kungen ergeben sich aus der Materialität? Gefragt sind Beiträge zu den (kognitiven, philoso­phischen, kunsthistorischen - und sozialen!) Grundlagen des Um­gangs mit Bildlichkeit bei der Erforschung sozialer Netzwerke. Wo liegen gegebenenfalls auch Gefahren, Probleme der Verwendung von Bildern?

Keynote-Vorträge: Der Kunsthistoriker Prof. Dr. Horst Bredekamp (Humboldt Universität Berlin, angefragt), der Medienwissenschaftler, Philosoph und Mathematiker Prof. Dr. Dieter Mersch (Potsdam), der Informatiker Prof. Dr. Ulrik Brandes (Konstanz) und der Soziologe PD Dr. Lothar Krempel (Köln) werden als Gastredner übergeordnete Expertisen einsteuern.

Workshop: In einem der Fachtagung angegliederten Methodenworkshop wird außerdem die Möglichkeit bestehen, einzelne Erhebungs- und Auswertungsinstrumente und -verfahren ausführlicher kennenzulernen und mit mehr Zeit als sonst üblich zu disku­tieren (z.B. Erfahrungen mit Netzwerkzeichnungen, Karten, Visualisierungsstrategien komplexer Netzwerke). Bitte geben Sie bei Ihrer Vortragsbewerbung an, wenn Sie eine Präsentation im Rahmen dieses Workshops halten möchten.

Geplant ist, ein Buch zum Thema herauszugeben, in das wir die besten Beiträge aufnehmen möchten.
Referatsangebote mit einem max. 2seitigen, aussagekräftigen Abstract bitte bis spätestens
Freitag, den 30. Januar 2009

an:

(Rückfragen bitte ebenfalls an diese Email-Adresse senden.)

Die Benachrichtigung über die Annahme der Vorträge erfolgt bis spätestens Ende Februar.

Vorbereitung und Organisation: Roger Häussling (Karlsruhe), Betina Hollstein (Berlin), Katja Mayer (Wien), Jürgen Pfeffer (Wien) und Florian Straus (München)

Außerdem möchten wir an dieser Stelle auch auf eine zusätzliche Tagung der AG i.Gr. „Netzwerk­forschung“ zum Thema „Kultur und Kommunikations­technologien in sozialen Netzwerken“ hinweisen, die am 29. und 30. Mai 2009 in Stuttgart stattfindet.

Official Website: http://netzwerkvisualisierung.de/

Added by walterra on October 13, 2008