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Juli 2005. Es ist ein flimmernd heißer Sonntag Abend, Jason Collett sitzt auf den Stufen seines frisch angemieteten, ziemlich verranzten und zur Zeit fast noch völlig leeren Stadthauses in Downtown Toronto, lehnt sich erstmals an diesem Tag entspannt zurück, gießt sich ein Glas Tequila auf Eis und zündet sich eine Zigarette an. Jason hat momentan einen Job als Gitarrist in Kanada?s "hottest Rock Band", die Aufzucht und Hege zweier Teenager Kinder, eine hochschwangere Frau, ein Solo Album auf dem Weg und dann noch dieses ganze Haus vom Keller bis zum Dach zu renovieren. Coolness ist normalerweise kein Kriterium bei dem der gemeine Singer/Songwriter gut abschneidet. Idealerweise ist er leidensfähig, alkoholabhängig oder sonstwie dem Tode nah. Lungenkrank könnte auch helfen, oder mindestens so aussehend. Aber wieviele Barden gibt es, die echte Typen sind, also richtige Charaktere? Die dabei den, dem Genre obligaten emotionalen Tiefgang finden und trotzdem dieses gewisse Etwas nicht völlig über Board werfen. Das was den Rock?n?Roll ursprünglich ausmacht. Das, was Musiker seit über 50 Jahren eben zur hormonell relevanten Identifikationsplattform werden lassen, von Elvis über Led Zep bis hin zu den Strokes? Ohne in Plattheiten zu verfallen, wenn der gemeine Musiker über 30 sich erstmal dazu durchgerungen hat, sein Leben künftig als "Singer/Songwriter" zu verbringen, dann wird es einfach sehr schwer, ihm noch die Attribute "cool" oder gar "sexy" an die Ferse zu heften. Er kleidet sich fortan in Auswanderermänteln und anderen Schluffigkeiten und lebt den unverstandenen Troubardour... Das ist so ähnlich traurig, wie die Sorte Frauen, die nach dem ersten Kind vergisst, dass sie mal ne schicke junge Dame war und fortan mit gütigem Blick, aber liederlich im Style, aus ihren Birkenstocks heraus, selig in der Welt von Kevin und Laura lebt. Jason Collett? Nun, der Mann hat einfach die Coolness mit Löffeln gegessen. Seine ganze Erscheinung, seine Art und Habitus, alles atmet Souveränität und eben diese relaxte Coolness. Selbst seine Musik klingt eher lakonisch obenaufig als weinerlich jammernd. Findet mal hier also den alten Rock?n?Roll Swagger im Genre Singer/Songwriter wieder? Ist Jason Collett gar der neue (junge) Bob Dylan? Gott bewahre. Jason ist weder neu noch jung. Mit seinen 38 Jahren ist ein Toronto Scenester seit mehr als einer Dekade. Seine erste Solo Platte ("Motor Motel Lovesongs") erschien zwar erst 2003, doch war sie im Grunde eine Zusammenstellung von Songs, die schon seit Mitte der Neunziger in seinem Songbook wohnten. Musiker war er immer, aber in den Neunzigern legte er die Gitarre zur Seite, zog erstmal zwei Kinder auf, und sicherte der Familie das Einkommen mit allerlei Handwerker-Arbeiten (er kann mit Holz tatsächlich alles, von der Kunstschreinerei bis hin zu nomalen Zimmermannsarbeiten). Im Jahr 2001 richtete Collett einen lockeren und offenen Songwriting Abend ein, der fortan unter dem Namen Radio Mondays ein Fixpunkt in Torontos Musikszene werden sollte und aus dem heutige "Namen" wie The Weakerthans, Kathleen Edwards, Haydn, Howie Beck und natürlich Feist, Broken Social Scene etc. unter anderem starteten. 2003 wurde er folgerichtig zu Torontos Vorzeige Kollektiv Broken Social Scene dazugebeten, just als deren Album "You Forgot It In People" in Kanada und USA durch die Decke ging. Und so konnte man Jason in einer ganz neuen Rolle sehen. Der lange, schlacksige Gitarrist in Admiralsjacke und (manchmal) Kapitänsmütze in der Mitte der Bühne, er schien auch hier sofort die Fäden in der Hand zu halten. Jeder im Camp BSS wird es fraglos zugeben: Jason war mit seiner Verbindlichkeit, aber auch seiner Gelassenheit der Klebstoff, der den losen Haufen in den kommenden Jahren des endlosen Tourens zusammenhielt. Genau auf diesen Touren, entstanden alle Songs, die nun den Großteil des neuen Albums "Idols of Exile" ausmachen und natürlich war es keine Frage, dass seine musikalische Familie zur Seite stand, als es daran ging, ins Studio zu gehen. Tatsächlich ist es erstaunlich wie groß die Überschneidungen sind und wie klein die Gemeinsamkeiten. Denn eigentlich sind alle Hauptpersonen des aktuellen Broken Social Scene Album auch auf Jasons Album präsent. Amy Millan von den Stars, Emily Haines von Metric, Feist, die Bläser die Gitarristen der Social Scene, alle sind sie dabei. Doch alle stehen diesmal im Hintergrund und bieten ihre Services den Songs an, die Jason mit seinem Produzenten Howie Beck kongenial in Szene setzt "Die Aufnahmen waren ein ständiges Kommen und Gehen, wie eine Drehtür. Ständig kamen Gäste, machten ihr Ding und verschwanden wieder. Was natürlich dazu führt, dass man sich herrlich verzetteln kann, aber Howie konnte das nächste Mienenfeld schon immer im Voraus sehen und steuerte uns souverän drum herum" sagt Collett über die Zeit im Studio. "Ich hatte wirklich Glück, dass Leute wie Tom Sheenan ("he plays all the smoking guitar stuff on this record"), oder Bob Egan (Pedal Steel Gitarrist von Blue Rodeo und Wilco), oder auch FemBots Violinistin Julie Penner zur Stelle waren als wir sie brauchten." Es ist sicherlich nicht nur dieser typische "collaborative spirit", der "Idols Of Exile" zu einem der schönsten Alben macht, die das Genre Roots/Folk/Americana in den letzten Jahren hervorgebracht hat. Eine Platte wie ein warmer Sonntagnachmittag. Schöngeistig, leicht zu hören, und doch hat sie es unter der zunächst hausbacken anmutenden Oberfläche faustdick hinter den Ohren. Wenn man Jason Collett ein Statement zu seinen Einflüssen abringen wollte würde man unweigerlich in dem goldenen Dreieck aus Bob Dylan, Nick Lowe und Tom Petty landen, und das ist wahrlich kein schlechter Startpunkt. Dennoch hat Collets Platte ein Vielfältigkeit und Spielfreude vorzuweisen, eine Reichhaltigkeit in Arrangement und Instrumentierung, die ihresgleichen sucht. Und Glück hat er noch dazu. Kaum ist die Platte in Kanada erschienen, Collett ist mal wieder mit der Broken Posse auf Tour, klopft eine blutjunge Band namens Paso Mino an seine Tür und bietet ihre Dienste als seine Backing Band an. Erzählt Collett begeistert: "Es war unfasssbar! Diese Jungs hatten sich mein Album nicht nur komplett und perfekt drauf geschafft, sie hatten auch noch eigene Parts dazu arrangiert. Es war einfach unglaublich. Wir konnten sofort anfangen Konzerte zu spielen, ohne groß noch zu üben. Jetzt sind sie meine richtige Band und ich kann es kaum erwarten mit ihnen das nächste Album aufzunehmen". Bis dahin erfreuen wir uns aber an den außerordentlich schönen Songs dieser Platte, "We All Lose One Another", "Hangover Days", oder auch "I?ll Bring The Sun", sowie den vielen anderen herrlichen Songs dieses großartigen Albums, das wir auf dem Arts & Crafts Label am 3. März in Deutschland und dem ganzen Rest von Europa am 6. März veröffentlichen werden. Jason wird zu Interviews (der Mann hat wirklich was zu erzählen!) zu uns nach Europa kommen, schon Mitte Januar. Danach wird er auf Einladung von Feist mit ihr durch ganz Nordamerika touren um dann im weiteren Verlauf des Frühjahrs zurück nach Europa zu kommen um auch hier seine "smoking Live Show" zum Besten zu geben. Wir freuen uns! (Text: Presseinfo)

Added by wiesengrund on February 25, 2006

Comments

julieomg

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